Hallo,

da sind wir wieder mit 105Km und knapp 4.500hm mehr in den Beinen, die wir in den letzten 5 Gehtagen zurueckgelegt haben (damit sind wir gesamt schon ueber 200km vom TA gegangen)! 🙂 Und das waren in den letzten Tagen teilweise sehr harte Kilometer durch Neuseelaendischen Busch, der so wild und schoen und gleichzeitig so anstrengend zu gehen ist, dass ein Wechselspiel der Gefuehle entsteht – wobei die Faszination ueber diese tollen Landschaften (meist) die Oberhand behalten hat! Aber erstmal von vorne :-)…

Wir sind gut gestaerk nach dem Sonntags-Rasttag am Montag (17.10.) aus Ahipara (von der Westkueste) bei Sonnenschein aufgebrochen. Nach ein paar Kilometern auf der Strasse sind wir in den Herekino Forest Track eingebogen, voll Vorfreude und Spannung, was uns erwarten wird. Der Herekino zeigte sich von seiner schoensten Seite, das Sonnenlicht schien durchs Blaetterdach, teilweise wanderten wir den Kamm entlang ueber lichte Flaechen und stiegen dann wieder hinab und kamen an so schoene Plaetze, an denen jahrhundert-Jahre-alte Kauribaeume stehen, die eine so harmonische und urzeitliche Atomosphaere umgibt. Wir haben Voegel beobachtet (u.a. den Tui) und haben’s so genossen! Je tiefer wir in den Wald vorgedrungen sind, desto gatschiger wurde es. Das letzte Viertel des Weges durch diesen Wald ist der Abstieg und es war eine kleine Schlammschlacht und grosse Herausforderung, die steilen Haenge zu ueberwinden. Einmal mussten wir uns sogar mit einem Seil einen Gatsch-Hang abseilen. Am Ende ist man froh, wieder aus dem Wald zu treten und schoenen, ebenen Grasboden unter den Fuessen zu haben. Der Ausblick auf das huegelige Gras- und Waldland im schoenen Abendlicht war ein besonderer Moment! Wir sind noch ein paar Kilometer weiter gewandert zu einer schoenen Campingstelle am Fluss, haben unser Zelt neben Matt&Quinn (Kanada) aufgestellt und wenig spaeter gesellten sich auch noch Lindsay&Allison (NZ) zu uns, die wir schon in Ahipara kennengelernt haben. Es war ein richtig feiner Tag, 9 Stunden Gehzeit, 27 Kilometer, 1200hm.

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Wie immer brauchten wir am laengesten in der Frueh (Di, 18.10.), aber auf unseren heissen Tee und leckeren, waermenden Porridge moechten wir einfach nicht verzichten :-). Und so sind wir erst gegen halb 10 aufgebrochen, als die anderen beiden Paare das Lager bereits verlassen hatten – „everybody hikes his/her own hike“ und jeder hat sein eigenes Tempo ;-). Kurz nach dem Aufbruch – auf der verbindenen Schotterstrasse zum naechsten Northland Forest – hat sich gezeigt, dass wir das Rucksackgewicht nicht unterschaetzen sollten. Julia konnte einen unachtsamen Schritt nicht mehr ausparieren und der 12-14kg Rucksack hat sein uebriges zu einer harten Landung auf dem rechten Knie beigetragen – Knie aufgeschlagen und Hose aufgerissen (am Abend kam zum ersten Mal das Mini-Naehzeug zum Einsatz und Pflaster haben wir sowieso immer griffbereit ;-). Nach ein paar Kilometer kamen wir zum Anstieg, der in den Raetea Forest fuehrt. Wir nutzten die letzte Gelegenheit, am Fluss Wasser aufzufuellen bzw. zu filtern (das ist besonders auf der Nordinsel mit dem vielen Farmland notwendig) und staerkten uns noch mit einer Nussmischung. Der Weg stieg steil an, die Rucksaecke waren schwer und die Spannung, was uns erwarten wird, war gross: vom Raetea Forest haben wir schon gehoert, dass er einer der haertesten Abschnitte auf der Nordinsel sein soll, und dem war dann auch so… ;-): Der Raetea ist ganz anders als der Herekino, ein echter Urwald mit moosbewachsenen Baeumen, Lianen die ueberall herunterhaengen, viel Farn und Buschwerk – eine richtig mystische und wilde Atmonsphaere hat dieser Wald, in dem wir uns sehr wohlfuehlten! Der Raetea ist vom Anfang bis zum Ende (insgesamt 18 Kilometer) eine Gatsch-Partie, wie wir sie noch nie erlebt haben. Permanent muss man konzentriert darauf achten, wo man hinsteigt. So gut wie moeglich haben wir uns eine Route durch die Schlammloecher gesucht, auf der man am wengisten weit in den Schlamm einsinkt, um mit so wenig Kraft wie moeglich die Fuesse wieder aus dem Schlamm ziehen zu koennen. Abschnittsweise schafften wir nicht mehr als 1,5Km in der Stunde. Die Lianen verhaengen sich dann noch gerne am Rucksack und man wird wieder nach hinten gezogen, wenn man sich gerade ueber einen querliegenden Ast gekaempft hat – das haerteste Trekking ever! Und trotzdem gab es nur kurze Momente, in denen wir diesen Wald verfluchten und viel mehr Momente, in denen wir aufschauten und ueber diesen Urwald staunten und uns freuten ihn erleben zu duerfen. Der Weg fuehrte uns dem Kamm entlang und wir machten viele Hoehenmeter. Wir uebernachteten kurz vor dem Raetea Summit auf 720 Meter, der einer der hoechsten Punkte hier im Northland ist. Ein geeignetes Plaetzchen fuer das Zelt zu finden ist gar nicht so einfach: wir campierten mitten am Weg  – was aber total wurscht war, weil so und so weit und breit niemand in der Naehe war – wir haben den ganzen Weg keinen einzigen Menschen getroffen. Es war schon sehr besonders, in diesem Wald zu schlafen: all die Geraeusche wahrzunehmen, von Oppossums die durch die Baeume klettern und so viele verschiedene ungewohnte Vogelstimmen, die zu hoeren sind. Wir schafften insgesamt 22Km und 1200hm in 9,5h Gehzeit.

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Auch der naechste Tag (Mi, 19.10.) war schoen und sonnig – eine Grundvoraussetzung diesen Weg ueberhaupt gehen zu koennen (zumindest das Geniessen des Weges koennte sonst schwierig werden ;-)! Wir kaempften uns weiter durch den Wald, die Hoffnung, dass der Weg noch leichter wird hat sich nicht erfuellt. Ganz im Gegenteil, am Ende hat es der Weg noch einmal so richtig in sich, die tiefsten Schlammloecher warteten noch auf uns und zu guter Letzt sind am Ende des Waldes keine „orange triangles“ – die orangenen kleinen Pfeile, welche den Te Araroa markieren – mehr angebracht und es fuehren viele verschiedene Fussspuren in unterschiedliche Richtungen. Wir bemerkten nicht gleich, dass wir vom Weg abgekommen sind, erst nach ein paar hundert Meter als wir wieder einmal auf das GPS geschaut haben. Wir waren kurz vor dem Waldende und haben beschlossen, uns den Weg aus dem Wald selbst zu suchen – ja, und das war auch gar nicht so einfach: Nach einigen steilen Haengen und Graeben und mit ein paar Kratzern  haben wir’s dann aus dem Wald geschafft. Im Nachhinein haben wir von den anderen Hikern aehnliche Geschichten gehoert – der Weg aus dem Wald war scheinbar fuer niemanden leicht :-). Wir haben dann wieder den Weg mit den orangenen Pfeilen gefunden und machten erstmal eine Rast. Es war ein herrlicher Platz – wir schauten auf die bewaldeten Haenge des Raetea, bunte Papageien und blaue Eisvoegel zogen durch die Luft, Wildenten badeten in kleinen Tuempeln der Viehweide und es toenten so viele unterschiedliche Vogelstimmen, was dem Ganzen  einen richtigen Urwaldcharakter gegeben hat. Wir sind dann gar nicht mehr allzu  weit gegangen bis wir ein Schild mit „Trampers Camping“ gesehen haben, das zu einer Wiese am Bach fuehrte – perfekt! Wir haben unser Lager also etwas frueher aufgeschlagen, am Bach den Schlamm von den Sachen gewaschen – vor allem unserer Schuhe und auch die „Gaiters“(Gamaschen) hatten ein Bad dringend noetig. Den Abend haben wir noch sehr genossen und uns nicht durch ein paar erste sandflies aergern lassen (sehen aus wie Fruchtfliegen, beissen wie Gelsen, nur dass die Stiche um einiges mehr und laenger-andauernder jucken) und spaeter ist auch noch ein weiterer Hiker zu uns gestossen und hat die Nacht an diesem schoenen Platz verbracht. Es waren am Ende knapp 15Km, 700hm und 7,5 Stunden Gehzeit an diesem Tag.

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Der weitere Weg fuehrte uns am naechsten Tag (Do, 20.10.) ein paar Kilometer den State Highway (SH1) entlang (nicht so lustig zu gehen, nachdem die Autos mit 70-100km/h an uns vorbeirasten) und wir kamen zu einem kleinen Greisslerladen („Dairy“ genannt). Wir haben davon schon gelesen und waren schon voll Vorfreude auf die frischen Burger, die es dort gibt. Wir sassen in der Sonne und zum Fruestueck gab’s diesmal Burger, Kaffee, Tee und Kuchen – das war sooo lecker :-)! Unglaublich, was und in welchen Mengen wir derzeit essen – wenn man den ganzen Tag auf den Beinen ist, braucht der Koerper einfach entsprechend viel Engerie 😉 Im Dairy haben wir dann die Zeitung aufgeschlagen, um den Wetterbericht fuer die naechsten 2 Tage zu checken – „heavy rain in the afternoon“ und „cloudy with some rain next day“. Nachdem die naechste Etappe durch den Puketi Forest, mit Abschnitten durch den Fluss, fuehrt und es bei Regen nicht empfohlen wird, dort zu gehen, haben wir uns entschieden, den Weg in den Wald nicht einzuschlagen, sondern die vorgeschlagenen TA-Alternativroute zu nehmen. Diese fuehrt 22Km den SH1 entlang, bevor sie sich auf einer Schotterstrasse entlang des Puketi Forest wieder in Richtung des eigentlichen Weges schlaengelt. Das Gehen auf dem Highway macht uns einfach keinen Spass und so haben wir nach dem Dairy den Daumen rausgestreckt und das erste Auto blieb gleich stehen. Ein junger Franzose, der fuer Work&travel in NZ unterwegs war, sagte uns mit nicht allzu gutem Englisch „I have only one place.“ Wir zoegerten nicht lange und so nahm ich Julia auf den Schoss und wir legten mit dem lieben Franzosen die 22Km  Highway zurueck. Danach waren wir auf einer echt schoenen Schotterstrasse unterwegs: an unserer linken Seite der schoene Puketi Forest und entlang des Weges huegeliges Farmland. Der Himmel war eine schoene Szenerie aus weissgrauen Wolkenfetzen, hohen Zirrenwolken und verschiedenen Blautoenen, die durch den unterschiedlichen Sonneneinfall entstanden. Es war ein echt schoener Weg, auch wenn wir doch etwas wehmuetig waren, da wir den Puketi Forest locker machen haetten koennen, weil das Wetter dann – nachtraeglich betrachtet – doch ganz gut gehalten hat. Aber ja, passiert ja nichts ohne Grund und so haben wir auf der Suche nach einem Zeltplatz am Nachmittag, an der Stelle, an der wir wieder auf den Te Araroa Trail getroffen sind, eine sehr liebe Familie kennengelernt: Wir haben bei einem Haus gefragt, ob es ok ist, wenn wir auf dem Gruenstreifen neben der Schotterstrasse unser Zelt aufschlagen (es faehrt ca. 1 Auto in der Stunde auf dieser Strasse) und Rosie – die Frau die wir gefragt hatten, bot uns dann an, das Zelt in ihrem Garten aufzuschlagen. Wir lernten dann noch ihre Kinder, Ella (5 Jahre) und die beiden Zwillinge Mario & Emelie (2 Jahre) kennen. Am spaeteren Nachmittag kam dann Ash,  ihr Mann. Ash zeigte uns Klo und Waschbecken im Nebengebaeude , das er gerade zum einem Haus umbaut, mit Holz, dass er selber auf der Farm geschlaegert hat. Rosie hat uns dann fuer den naechsten Tag zum Fruehstueck eingeladen…

   

…und so haben wir uns nach langem wiedermal den Wecker gestellt und waren puenktlich um 7 beim Fruehstuck (Fr, 21.10.). Wir haben super Gespraeche gehabt ueber Familie, Werte und das Leben im Augenblick. Wir erfuhren, dass Rosie aus Wales ist und die beiden erst vor 3 Jahren von England zurueck zu Ash‘ Heimathaus gezogen sind. Wir wurden mit Porridge, Toast mit Spiegelei und Honig, Kaffee und Tee verwoehnt und haben eine schoene Zeit verbracht. Nach dem Fruehstueck mussten wir uns dann losreissen, um den Weg nach Kerikeri einzuschlagen. Wir schulterten die Rucksaecke, drehten uns noch zum Abschiedsgruss um, und gingen hinaus auf die Schotterstrasse und trafen direkt auf Bettina – ebenfalls eine TA-Hikerin, von deren Blog wir uns bereits im Vorfeld hilfreiche Informationen ueber die Wegbeschreibungen des TA geholt haben – so ein Zufall! Ja und so gingen wir nun zu Dritt den 20Km langen Weg nach Kerikeri. Wieder durch schoenes Huegelland mit vielen Schafen und Ausblicken auf die „Bay of Island“ und das Meer. Der letzte Abschnitt fuehrt dann entlang des Kerikeri River, vorbei am imposanten Wasserfall „Rainbow Falls“. Das letzte Stueck am Fluss entlang war leider gesperrt und so sind wir auf der Strasse direkt nach Kerikeri. Wir verabschiedeten uns von Bettina, die eine angenehme Begleitung war, holten unsere Bounce-Box von der Post (haben wir uns von Auckland hierher schicken lassen) und kamen in den Holiday Park, im dem wir uns eine Cabin mit eigener Dusche reserviert haben :-)! Frisch geduscht und nach dem Waeschewaschen sind wir dann Pizzaessen gegangen und haben seit langem wiedermal ein Glas Rotwein genossen – ach, es geht uns richtig gut!

   

 

Heute an unserem Rasttag (Sa, 22.10.) haben wir wieder ein paar Vorbereitungen getroffen, haben unsere Bounce-Box weitergeschickt, den weiteren Weg organisiert (morgen muessen wir bis 14:30 Uhr 30Km zuruecklegen, um rechtzeitig das Boot nach Waikare zu erwischen) und bereits die naechste Unterkunft (ein Yoga-Retreat) reserviert :-), das wir in ca. 8 Tagen erreichen werden. Am Weg dahin gibt es keine echte Einkaufsmoeglichkeit und so packen wir Essen fuer 8 Tage in unsere Rucksaecke. So ein „day off“ ist echt notwendig, um sich zu organisieren und sich auch koerperlich wieder zu regenerieren.

Wir freuen uns schon wieder aufs Weitergehen morgen. Wenn es im Yoga-Retreat einen Internet-PC gibt, gibt’s dann wieder einen Blogeintrag, wir sind schon gespannt, was wir schreiben werden ;-).

Alles Liebe fuer euch!

Die Waldlaeufer 🙂

…Achja, und wir freuen uns immer sehr ueber eure lieben Nachrichten! 🙂