Hallo ihr Lieben,

wir sind gestern am Abend in Ahipara angekommen und es geht uns richtig gut :-)! Haette man uns gestern Nachmittag gefragt, waere die Antwort wahrscheinlich anders ausgefallen – die Gemuetslage ist hier stark von den aeusseren Faktoren abhaengig, hast du Sonne im Gesicht oder Sand? Blaest dir der Wind von vorne mit prasselndem Regen entgegen oder schiebt er dich von hinten den Weg entlang? Ist die Flut so hoch, dass man auf die Duenen klettern muss oder kann man entspannt den Strand entlang wandern und den Blick aufs Meer geniessen? Vieles davon spielt sich innerhalb von sehr kurzen Zeitfenstern ab und man hat meistens das Gefuehl falsch angezogen zu sein, Regenjacke ja/nein? Sonnenbrille ja/nein? Haube ja/nein? Regenhose notwendig ja/nein? usw.. Wir haben schon recht viel erlebt auf unseren ersten 4 Wandertagen in denen wir insgesamt 108Km und 1600Hm in knapp 24h Gehzeit zurueckgelegt haben. Aber erst mal von vorne :-)…

Arthur Lancaster alias „Olly“ hat uns wie ausgemacht am Donnerstag (12.10) um halb 9 von unserem Hostel in Kaitaia abgeholt, mit dabei Chris aus der Schweiz, den wir bereits bei der Busfahrt nach Kaitaia getroffen haben. Apropos Busfahrt – die ueber 5stuendige Fahrt durch das Northland von Auckland nach Kaitaia war echt fein – die Landschaft hier im Norden ist so schoen huegelig, tropisch bewaldet und mit hohem Anteil an Farmland. Im Bus haben wir eben Chris getroffen und auch Emma&Harry, 2 Kiwis aus Christchurch, die sich ebenfalls auf den TA begeben. Also wie gesagt, Olly hat uns in Kaitaia aufgegabelt und wir sind mit ihm die 1,5 Stunden bis zum Cape Reinga gefahren. Alle paar Kilometer sagte er uns, dass es hier den letzten Kaffee gibt, das letzte Bier gibt, die letzte icecream gibt, den letzten Handymast, usw.. Voll Freude sind wir bei halbwegs gutem Wetter bei Cape Reinga aus dem Auto gestiegen – wow, was fuer ein super Gefuehl genau an dem Startpunkt des Trails beim Leuchtturm mit den gelben Richtungspfeilen zu stehen, von dem wir schon so viele Fotos gesehen haben, wir sind tatsaechlich da :-)! Beim Cape Reinga treffen die Tasman-See und der Suedpazifische Ozean aufeinander, man sieht richtig wie die beiden Meere ineinander fliessen und es ist einer der heiligsten Plaetze der Maori. Und dann gings los den Cape Reinga Coastalwalkway entlang – die Landschaft war von Beginn an sehr abwechslungsreich, weiss und rosa bluehende Manuka-Baeume (davon kommt der beruehmte Manuka-Honig), rotes Vulkangestein, begraste riesige Sandduenen, bluehende Pflanzen und das tosende weite Meer als staendiger Begleiter an unserer rechten Seite. Wir kamen zum Strand hinunter, die Sonne schien, die Moewen segelten schwerelos neben uns und wir haben’s richtig genossen. Am ersten Tag sind wir gleich mal 22 Km gegangen, bis zum Te Paki Stream, der ins Meer muendet und aus dem man seine Wasservorraete auffuellen kann. Es war ein reiner Zufall, als wir hinter den Duenen einen Zeltplatz suchten und Chris wieder begegnet sind. Sonst haben wir naemlich niemanden getroffen, ausser einer Schottin die uns am Weg entgegen gekommen ist. Das Wetter meinte es sehr gut mit uns und wir haben einen schoenen Abend und eine trockene erste Zeltnacht gehabt – ach, wie gut sich das wieder angefuehlt hat!

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Nach einem ausgiebigen Fruehstueck mit warmen Porridge sind wir gestaerkt los zur 2. Etappe (13.10.), die im Vergleich zur ersten ausschliesslich am Strand entlang ging. Hier haben wir zum ersten Mal Josee  aus Kanada getroffen und sind ein paar Kilometer mit ihr gegangen. Wir haben das Glueck gehabt, wilde Pferde hinter den Duenen am Waldrand zu sehen – war echt schoen! Chris war immer wieder in Sichtweite und so haben wir nach 25Km auch die 2. Nacht an einem geschuetzten Plaetzchen hinter den Duenen unser Zelt neben Chris aufgeschlagen. Wir haben gekocht und den Sonnenuntergang genossen – kein Mensch, kein Haus, nur das stetig rauschende Meer wohin man auch schaut.

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In der Nacht hat es zum ersten Mal geregnet, beim Aufstehen war strahlende Sonnenschein und keine Wolke am Himmel. Nach dem Fruehstueck und der ersten halbe Stunde gehen hat es dann richtig zugezogen und wir haben zum ersten Mal den Regenschutz gebraucht. Der Wind bliess zum Glueck von hinten – es war wie ein kleiner Hochdruckreiniger von hinten ;-). Die Naesse trieb uns an  flott weiter zu gehen, um nicht auszukuehlen und so haben wir die 25Km (ausschliesslich Strand) bis zum Camp Hukatere/Utea Park recht flott zurueckgelegt und waren noch vor 16 Uhr in unserer Unterkunft, einer kleinen „Cabin“, das heisst es gibt eine Huette mit einem Bett, das wars. Im Camp haben wir wieder Emma&Harry, Chris und Josee und noch 3 weitere TA-Hiker getroffen, Taylor aus den USA und 2 Kanadier, deren Namen wir bis heute nicht kennen, aber immer wieder treffen. Wir haben einen schoenen und lustigen Abend verbracht, haben uns gegenseitig Geschichten des Weges berichtet und verglichen wer mehr Blasen an den Fuessen hat (Julia kann ganz gut mithalten mit ihren 4 ;-). In der Nacht hat der Regen mehrmals sehr heftig gegen die Scheibe des Fensters geprasselt und wir waren happy mit unserer Cabin.

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Am naechsten Tag hat schon waehrend des Fruehstuecks das Wetter permanent zwischen Regen und Sonne gewechselt. Und so sind wir gleich eingepackt in den Regensachen los zur letzten und laengsten Etappe des 90mile Beach. Wir sind runter zum Meer, um gleich darauf in  die dahinterliegenden Duenen zu klettern – es war „high tide“, das heisst das Meer hat den ganzen Strand ueberflutet.  Um nicht bis ueber die Knie im Wasser zu gehen sind wir 1,5 Stunden extrem muehsam auf den Sandduenen gegangen. Der Wind bliess uns den Sand ins Gesicht und bei starken Boeen war es kaum  moeglich die Augen offen zu halten –  es war echt anstrengend und wir wussten,  dass noch ganz viele Kilometer auf uns warteten bis zum Ziel nach Ahipara. Nach 1,5h stiessen wir auf eine Schotterstrasse „Coast Road“, die hinter den Duenen und entlang des Waldes (Aupouri Forest) verlief – perfekt :-)! Das war echt eine schoene Abwechslung, ohne so viel Wind entlang dieser Strasse neben dem Wald und den Duenenauslaeufern mit schoen bluehenden Blumen zu gehen – wir haben’s wieder genossen. Nach 18 Tageskilometer kam ein Camp und wir  haben in der Sonne gekocht und gegessen, um gestaerkt zu sein fuer die letzten 16Km entlang am 90mile Beach. Ja, und diese Staerkung haben wir echt gebraucht – es war der haerteste Abschnitt, weil wir den Wind – so stark wie nie zuvor – nun gegen uns hatten und immer wieder kurze aber heftige Regenschauer auf uns niederprasselten. Nach ca. 10Km liess der Wind nach und die letzten 5 Kilometer konnten wir bei Sonnenuntergang mit Regenbogen den Strand nochmal richtig geniessen und von ihm Abschied nehmen. Noch rechtzeitig, bevor der Strand von der Flut vollends ueberflutet wurde erreichten wir um 8 am Abend, nach 34Km Ahipara – oh yeah, wir haben’s geschafft :-)!

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Heute (16.10.) haben wir erstmal ausgeschlafen – wir haben eine super Cabin mit feinem Bett, eigenem Bad und kleiner Kueche und geniessen unseren Pausetag heute. Wir waren im Ort und haben unsere Vorraete aufgestockt und sind nach der heutigen Nacht (hoffentlich) fit fuer die den naechsten Abschnitt – den Waeldern des Northland „Herekino“, „Raetea“ und „Omahuta/Puketi“ Forest. Die Geschichten davon sind beruechtigt und wir stellen uns auf harte 6 Tage ein. Aber wir freuen uns auch schon in die Waelder zu kommen und sie zu erleben, fuer Essen die naechsten 6 Tage ist gesorgt :-).

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Ja, und so denken wir an euch, wenn wir unterwegs sind und melden uns dann wieder aus Kerikeri, unserem naechsten Ziel!

Alles Liebe, eure TA-Hiker!