Der Kalkalpenweg durch den Nationalpark Kalkalpen ist schon seit einiger Zeit ein Weitwanderweg auf dessen Pfaden wir wandern wollen. Die ältesten Wälder Österreichs in einer Umgebung mit der geringsten Lichtverschmutzung, ein waldüberzogenes Kalkgebirge, das noch Heimat von Luchsen und Steinadlern ist, machen diesen Flecken Österreichs zu einem besonderen Ort. Der warme Herbstbeginn und das wunderschöne Oktober-Wetter laden uns ein und wir machen uns auf zu einer 3-tägigen Wanderung durch einen der waldreichsten und abgelegensten Teilen des insgesamt 150Km langen Kalkalpenweges, der das Ennstal von Reichraming mit dem Toten Gebirge bei Hinterstoder verbindet.

Am Do, 4.10. läutet der Wecker bereits um 4 Uhr Früh. Mit S-, U-, West- und Bundes-Bahn kommen wir noch vor halb 9 in Windischgarsten am Bahnhof an und starten unsere Wanderung…

Kalkalpenweg Tag 1 – vom Bahnhof Windischgarsten zur Ebenforstalm

20Km, 1.200Hm, ca. 7 h Gehzeit

Die Luft ist frisch, die Sonne wärmt und mit Blick auf die leicht mit Schnee angezuckerten Berge des Toten Gebirges spazieren wir durch Windischgarsten zum Einstieg in den Kalkalpenweg. Was für ein gutes Gefühl wieder mit dem Wanderrucksack unterwegs zu sein :-)! Der Weg führt durch schönen Wald auf den Wurbauerkogel und durch Buchenwälder weiter im Anstieg auf den Kleinberg. Die Aussicht auf das Windischgarstener Becken und die umliegenden Berge ist traumhaft und wir genießen unsere erste Rast.
Auf Forststraßen geht’s wieder bergab und wir durchwandern eine idyllische Alm mit den letzten Kühen, die noch nicht abgetrieben wurden. Die Forststraßen enden und auf einem schmalen Pfad wandern wir eine immer steiler werdende Schlucht entlang. Hier haben sich Steinadler ansässig gemacht und ihre Horste gebaut, sehen können wir davon jedoch noch nichts. Nach einigen Kilometern die dann wieder auf der Forststraße führen lichtet sich der Wald und wir kommen zum bewirtschafteten Jagahäusl. In der Sonne stärken wir uns mit Kaspress-Knödel-Salat und Kaiserschmarrn und dann gehen wir den letzten Abschnitt des Tages an – den Aufstieg zur Ebenforstalm. Die Almhütte liegt wunderschön auf einer Hochmoorebene. Nach einer Suppe und ein paar ausgleichenden Yogaübungen fallen uns schon um 9 die Augen zu und wir erholen uns mit 10 Stunden Schlaf von dem langen Wandertag :-).

 

Kalkalpenweg Tag 2 – von der Ebenforstalm zur Anlaufalm

15Km, 650Hm, ca. 5h Gehzeit

Es ist warm auf der Alm, nur an den schattigen und kühlen Nordhängen liegt etwas Raureif. Nach einem kleinen Frühstück wandern wir einsam durch die Hochmoorlandschaft und sind auch bald wieder im Wald. Über steile Waldhänge die der warmen Südseite zugeneigt sind, steigen wir immer weiter ab. Der Weg ist teilweise verwachsen und nur schwer auszumachen, hier kommen nicht oft Wanderer durch. Wir schließen die Augen, außer dem leichten Wind, der durch den Wald streicht, und vereinzelten Vogelgeräuschen ist nichts zu hören. Wir stellen uns vor, dass durch diese Wälder Luchse streifen und haben Österreich noch nie so wild empfunden. Nach einem letzten steilen Stück, für das ein Seil angebracht wurde, sind wir im Flusstal und gehen auf der Schattenseite das Tal entlang, immerfort durch Mischwald mit viel Totholzanteil und dicken alten Bäumen. Eine Forststraße führt uns zur Klaushütte, die auf einer sonnigen Lichtung nahe der großen Klause des „großen Bachs“ liegt. Die Hütte ist geschlossen, statt einer Almjause gibt es Müsliriegel. Wir machen’s uns auf den Bänken gemütlich und schlafen ein. Irgendwann kommt dann ein Radfahrer vorbei und weckt uns – es ist Zeit weiter zu gehen. Bevor wir den Anstieg zur Anlaufalm in Angriff nehmen kommen wir noch an einem wunderschönen Steinstrand vorbei und Samuel nimmt ein Tauchbad im kristallklaren großen Bach. Der Aufstieg zur Anlaufalm ist steil und führt bis zur Alm durch Misch- und Buchenwald. Die Anlaufalm zieht sich über eine großzügige Grünfläche, fast 100 Kühe waren den Sommer über hier oben. Als wir uns nochmal zum Wald umdrehen aus dem wir gekommen sind, segelt ein Steinadler vor uns über den Wald – was für ein beeindruckendes Tier! Mit der Freude im Herzen über diese schöne Begegnung wandern wir die letzten Meter zur Anlaufalm-Hütte. Auf der Anhöhe der Alm setzen wir uns nach einer Stärkung in die Wiese und genießen die letzte Wärme, bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Nach einer Suppe beziehen wir unser „Herzerl-Zimmer“ und sind um 9 bereits in tiefem Schlaf. In der Nacht hören wir Hirsche röhren, sonst ist es einfach nur still :-).

Kalkalpenweg Tag 3 – von der Anlaufalm zum Bahnhof Reichraming

16Km, 500Hm, ca. 5h Gehzeit

Warmer Fönwind begleitet uns auf unseren ersten Schritten über die Alm, bevor wir wieder in den Wald einsteigen und über den selben Weg, über den wir am Vortag aufgestiegen sind, wieder absteigen. Im Tal am großen Bach angekommen ist es kalt und wir freuen uns als die Sonne hoch genug ist, um uns auf den Weg durch das Tal zu begleiten. Wir steigen ein in den „Buchensteig“, einem wunderschönen Waldweg entlang des Flusses. Wir lieben es im Wald zu sein und genießen diesen letzten Abschnitt unserer Wanderung in vollen Zügen. Wir entdecken die ersten Alpenveilchen (Zyklamen) erfreuen uns der Szenerie dieser alten Wälder. Am Parkplatz Anzenbachgraben kommen wir aus dem Nationalpark und wären eigentlich reif für eine Pause. Es sind aber nur mehr 1:20h bis zur Abfahrt unseres Zuges in Reichraming und wir haben noch 7Km vor uns. Da kommt eine Frau zu uns und fragt uns, ob sie uns schnell zum Bahnhof fahren soll – wie perfekt :-)! Sie hat nur ein Mopedauto ohne Rückbank und so fahren wir übereinander sitzend die Straße nach Reichraming – „in Reichraming gibt es eh keine Polizei“ sagt unsere liebe Chauffeurin und bringt uns bis zum Bahnhof. 2,5h später sind wir wieder in Wien. In der U-Bahn sitzend denken wir zurück an den Nationalpark Kalkalpen und sind dankbar für diese wunderschönen Herbsttage!